Jaume Collet-Serras Waise bietet eine der verrücktesten Kinderdarbietungen überhaupt und eine wilde Wendung, die jede Menge Kontroversen auslöste. Aber steckt da noch mehr dahinter?
Der Film bedient sich des Klischees des gruseligen Kinder-Horrorfilms und hat dabei eine so große Wirkung, dass es schon beim ersten Ansehen zur stärksten Waffe des Films wird.
Das Ehepaar Kate und John Coleman (gespielt von Vera Farmiga und Peter Sarsgaard) hat eine schwere Zeit hinter sich, und die jüngste Tragödie einer Totgeburt könnte die Distanz zwischen ihnen noch vergrößern. Doch sie versuchen, dies zu ändern, indem sie ein Kind adoptieren. Dabei stoßen sie auf ein begabtes, aber problematisches 9-jähriges Mädchen namens Esther (Isabelle Fuhrman) und beschließen, sie bei sich aufzunehmen.
Aber Sie wissen, wie das läuft, oder? Esther ist nicht das, was sie zu sein scheint. Aber was genau stimmt nicht mit ihr? Die Präsentation des Films führt Sie auf einen ausgetretenen Pfad, der von Filmen wie „Das Omen“ vorgegeben wurde. Ein Geist? Ein von Dämonen besessenes Kind? Das sind die offensichtlichen Antworten, und Jaume Collet-Serra spielt genüsslich mit diesen Erwartungen. Auch wenn klarer wird, was genau vor sich geht, fragt sich ein Teil von Ihnen immer noch, wie.
Die Wahrheit dahinter ist in der Fiktion schon wild genug, aber die Tatsache, dass sie in gewisser Weise auf der Realität basiert, macht sie noch faszinierender. Achtung Spoiler, falls Sie Orphan noch nicht gesehen haben.
Der Bösewicht von Orphan sorgt für eine gelungene Wendung
Esthers Verhalten wird für eine 9-Jährige immer verstörender und seltsam erwachsener. Das liegt daran, dass sie keine 9-Jährige ist, sondern eine Erwachsene mit einer seltenen Krankheit, die sie kindlich erscheinen lässt. Wir erfahren von ihrer schwierigen Vergangenheit, als Vera Farmigas ausgelaugte und manipulierte Kate immer entschlossener wird, herauszufinden, warum ihre neue Tochter wie Satans Brut aussieht. Es stellt sich heraus, dass Esther sich gerne in eine Familie einschleicht, den Patriarchen verführt und so ziemlich jeden zerstört/tötet, der ihr im Weg steht. Wir wechseln also gewaltsam von „Das Omen“ zu „Eine verhängnisvolle Affäre“.
Die Handlung erregte verständlicherweise den Zorn der Adoptionsvermittlungsstellen, und die Darstellung einer körperlich behinderten Person als psychisch krankes Monster war immer ein Streitpunkt. Aber zumindest in ersterem Punkt geht es bei Horrorfilmen oft um die Verwirklichung irrationaler Ängste, und Orphan ist ausgesprochen melodramatisch und ironisch zugleich.
Dennoch wäre es hinfällig, wenn es ein schrecklicher Film mit schwachen Darstellern wäre. Was wir bekommen, ist ein leicht aufgeblasener Thriller mit einem der größten modernen Bösewichte und einer Kinderdarbietung für die Ewigkeit.
Und in beiden Fällen stammen sie aus Isabelle Fuhrmans Esther. Trotz der Wendung des Films war Furhman tatsächlich ein Kind, als sie Esther spielte. Dennoch passt es irgendwie, dass ein junges Mädchen eine beunruhigend erwachsene Darstellung einer erwachsenen Figur hinlegt, die die meiste Zeit damit verbringt, so zu tun, als wäre sie ein Kind. Fuhrman bewältigt diese Dualität mit erschreckender Leichtigkeit.
Der Film selbst ist nicht gerade ein Allzeit-Highlight, und das verspätete Prequel konnte nicht ganz dieselbe Magie zweimal einfangen, wenn der inzwischen erwachsene Fuhrmann die Rolle erneut übernimmt (so interessant dieses Konzept auch ist). Dennoch wird insbesondere diese Leistung immer besondere Anerkennung verdienen.